Liebe Sebastianer,
liebe Mitglieder der Junggesellen Bruderschaft!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Lieber Markus!
Liebe Gäste!
Ich freue mich außerordentlich heute bei Ihnen sein zu können. Die Pandemie hat Ihnen und uns in den vergangenen zwei Jahren einen deutlichen Strich durch das Gemeindeleben gemacht. Lassen wir Corona in diesen Stunden und Tagen etwas hinter uns.
Heute ist die Freude umso größer – ich wünschen Ihnen im Namen der Stadt Königswinter festliche Jubiläumstage.
Zu Ihrer Festschrift durfte ich bereits ein kleines Grußwort beitrage. Lassen Sie mich an dieser Stelle nochmal auf den Kern eingehen.
Die Idee der Brüderlichkeit war bereits in den Anfängen des Christentums ein Element, das die Gemeinschaft der frühen Kirche prägte und im Laufe der Jahrhunderte erhebliche Wandlungen erfahren hat. Dabei hat sich der Kern im Sinne eines solidarischen Miteinanders der Christen, im heutigen Sprachgebrauch wohl passender als "Geschwisterlichkeit" bis heute erhalten.
Ich möchte gar kein Hehl aus meinem inneren Ringen mit Kirche und Glauben machen.
Dabei ist mir aber jenseits der persönlichen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Institution Kirche folgendes ganz wichtig: die soziale Verantwortung für unser Gemeinwesen.
Kirchliche Bewegungen und Bruderschaften gehören zu den ältesten Vereinigungen im Rheinland. Hierzu zählt auch die Sankt Sebastianus Junggesellen Bruderschaft von 1672 Niederdollendorf am Rhein. Ihre Ausrichtung - der in der Regel an die Kirche gebundenen Bruderschaften – galt und gilt den sozialen Aufgaben im Gemeinwesen: Betreuung und Hilfe im Leben, bei Krankheit, in der Not und bei Tod.
Was in der Regel nach außen sichtbar wird, sind die geselligen Veranstaltungen zur Pflege traditionellen Brauchtums. Beides ist wichtig für das Leben der Menschen in einem Gemeinwesen. Im Namen der Stadt darf ich Ihnen recht herzlich danken.
Jean Jaurès, französischer Historiker, sozialistischer Politiker und Vertreter des Reformsozialismus Ende des 19. Jahrhunderts, sagte einmal:
„Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Schüren der Flamme“,
und Carl Friedrich von Weizsäcker (Physiker, Philosoph und Friedensforscher) stellte an anderer Stelle einmal fest:
„Tradition ist bewahrter Fortschritt, Fortschritt ist weitergeführte Tradition“.
Beide Sätze regen zum Nachdenken an. Die Asche ist das Vergängliche, die Flamme das Lebendige.
Auch Ihre Gemeinschaft trägt den Glauben genauso wie überlieferte Traditionen weiter.
Aber wir wissen auch, dass sich Zeiten ändern und damit auch die Art und Weise, wie wir mit den Dingen umgehen. Sie müssen zeitgemäß sein, denn nur so können wir die Flamme schüren, ansonsten bleibt nur Asche.
„350 Jahre im Dienst am Nächsten“ die Kurzform einer Beschreibung der Bruderschaft, wie sie nicht besser sein könnte. Das diese Junggesellen Bruderschaft tief in der Niederdollendorfer Ortsgemeinschaft verwurzelt ist, zeigt sich in vielen Bereichen, sei es auf gesellschaftlicher oder kultureller Ebene oder auch im Bereich sozial-karitativer Aktivitäten.
Ich danke Ihnen allen sehr herzlichen für den Dienst an Ihren Nächsten und wünsche Ihnen, dass Sie auch in Zukunft Menschen für ihre Sache begeistern können. Für die kommenden Tage aber auch veel Spaß an d’r Freud, wenn es gilt, traditionelle Bräuche zu pflegen und zu feiern.
Ihr
Lutz Wagner
Bürgermeister